Chemnitz wird 2025 Kulturhauptstadt sein. Katja, was ist dein Kulturbegriff und was ist dein Kulturbegriff für Chemnitz?
Katja: Als Kulturgeografin habe ich sicherlich einen sogenannten erweiterten Kulturbegriff.Natürlich ist die Kulturhauptstadt eine Chance für Chemnitz. Dennoch darf man hierbei auf keine Fall Kultur, Kulturbegriff und Kulturhauptstadt vermengen oder verwechseln. Dennoch ist in der Chemnitzer Bewerbung eine Menge Kultur drin. Dabei ist es wichtig, wirklich alle mitzunehmen, vor allem die Chemnitzerinnen und Chemnitzer. Das wäre dann auch mein favorisierter Kulturbegriff. Kultur das ist die ganze Stadt per se, nicht nur das sogenannte kulturelle Programm.Es wäre nicht sinnvoll der Stadt ein großes Highlight Projekt aufzusetzen, sondern es ist wirklich wichtig die Bevölkerung mitzunehmen und mit den Menschen hier zusammen zu arbeiten. Mit den Macherinnen und Macher dieser Stadt, mit den kleinen und den großen. Und das ist genau die Kultur, die ich auch sehe und die mir an Chemnitz so gut gefällt. Man quatscht nicht, man macht. Dieses Bodenständige ist eben auch eine Kultur. Vielleicht kommt es von der Ingenieursmentalität in der Stadt. Da gibt es auch Parallelen zwischen Stuttgart und Chemnitz. Mit der Zeit habe ich festgestellt, an einem Ort gelandet zu sein, der mir gut gefällt und im Positiven vertraut ist. Dazu zählt auch die Nähe zur Natur, denn die Kombination aus Stadt und Natur bietet eine hohe Lebensqualität. Und ich wünsche mir für Chemnitz dass diese Mischung aus Freiräumen, bezahlbarem Wohnraum und kleinteiligem, vielfältigem Angebot erhalten bleibt, denn das macht die Stadt besonders.
Norbert, du bist ein gebürtiger Karl-Marx-Städter, heute Chemnitzer und arbeitest in der Schweiz. Was ist dein Kulturbegriff und was ist für dich ein typischer Chemnitzer Kulturbegriff?
Norbert:Also zunächst fürs Heckert-Gebiet: Das Spannende ist, dass man hier einen ganz anderen Kulturbegriff entwickeln kann, als er traditionell immer so in der Stadt wahrgenommen wurde. So mit Opernhaus und Schauspielhaus und anderen Theatern oder den Museen. Ja, das ist auch Kultur. Aber auch hier draußen, am Rande der Stadt, haben wir Kultur. Wir haben hier riesige Elfgeschosser, die haben Stirnseiten, das sind riesige Leinwände, die könnte man wunderbar bespielen. Die größten Leinwände der Stadt haben wir damit. Dann diese WBS 70 Architektur, die ist trotz Modernisierung überall noch sichtbar. Das ist auch Kultur. Und da ist vor allem die Kultur der hier Lebenden. Da haben verschiedene Ansätze nach der Wende nicht funktioniert, die hier mal geplant waren. Damit zu spielen und das zu entwickeln und auch mal einen Gegenpol zur Innenstadt aufzuzeigen, das ist hochinteressant. Zum Beispiel auf dem Honecker-Boulevard runter einfach mal die Geschichte zu zeigen, was dort stattgefunden hat. Ein Bewusstsein und ein ganz neues Selbst-Bewusstsein für die Stadt zu schaffen, in dem man sich lösen kann von Blicken nach anderen Städten.